Manche Formen können nicht verbessert werden. Mit diesem Slogan warb VW einst für den Käfer. Der Satz gilt auch für ein anderes Auto: Mehr als 50 Jahre nach seiner Premiere im Jahr 1967 wirkt der NSU Ro 80 zeitlos. Umso überraschender ist es, dass Pininfarina bereits 1971 mit der Entwicklung eines möglichen Nachfolgers des Ro 80 begann.
Das Ergebnis wurde auf dem Turiner Autosalon präsentiert: das Konzeptauto Ro 80 2 Porte +2, dessen eher ungewöhnliches Erscheinungsbild noch heute überrascht. Pininfarina, bekannt für seine Entwürfe für Ferrari, muss damals einen schlechten Tag gehabt haben. Genauer gesagt, Paolo Martin, der auch so großartige Dinge wie das Fiat 130 Coupé, den Peugeot 104 oder den megaflachen Ferrari 512S Modulo geschrieben hat.
Der 2 Porte + 2, eines der letzten Autos, die Rudi Klein für seine Sammlung erwarb, wurde 1995 von seinem langjährigen Freund und Mercedes-Benz-Händler Thomas Taffet aus Chatsworth, Kalifornien, gekauft. Bald darauf, nach nur ein oder zwei Showauftritten an der Westküste, wurde der einzigartige NSU als Dauerleihgabe an Audis Museum Mobile in Ingolstadt geliefert, wo er bis zu seiner Rückkehr in die USA ausgestellt war. Dort konnten wir es 2019 fotografieren. Das Auto steht jetzt im Auktionshaus RM Sotheby's zur Versteigerung.
In der Pressemitteilung von Pininfarina für den Internationalen Automobilsalon 1972 in Brüssel hieß es, dass die Studie dort ausgestellt werden würde, nachdem sie „zum ersten Mal auf dem kürzlich stattgefundenen Turiner Automobilsalon gezeigt wurde, wo sie großen Kritiker- und Publikumserfolg hatte“. Das Auto erregte auch nach Shows immer wieder Aufmerksamkeit, beispielsweise beim NSU-Treffen in den Niederlanden im Jahr 1994. Aber zurück zum Design: Pininfarinas 2 Porte + 2 Showcar basierte auf einem späteren Modell Ro 80 mit Wankelmotor und war vollständig darauf basierend an die Karosseriestruktur des Originals angepasst, wobei die Schweller verstärkt wurden, um sich an die neue Karosserie anzupassen.
Wie der Name schon sagt, finden darin zwei Erwachsene und zwei Kinder Platz, in der damals in Europa üblichen 2+2-Konfiguration, allerdings mit vier statt zwei Türen, von denen die letzten beiden in der Mitte öffnen. Der ebenso innovative Innenraum von Pininfarina verfügte über ein dem Ro 80 nachempfundenes Armaturenbrett, bei dem alle Instrumente ergonomisch vor dem Fahrer positioniert waren, verstellbare Visiere zum Schutz vor starker Sonneneinstrahlung und eine umfangreiche Polsterung, um die Sicherheit der Passagiere im Falle eines Unfalls zu gewährleisten.
Bei der Gestaltung des 2 Porte + 2-Modells wurde der Schwerpunkt auf die Aerodynamik gelegt, mit großen Lufteinlässen an der Unterseite der Windschutzscheibe sowie an den Seiten der Dachpaneele und Türen. Aber warum musste der dunklere Bereich an der Seite die Dachform widerspiegeln? Auch die kantige Form und die dicken PU-Schaumstoßstangen mit breitstrahlenden Scheinwerfern sind heute ein Hingucker, aber das war 1971 sehr in Mode. Die technischen Daten wurden größtenteils vom Ro 80 übernommen. Eine Besonderheit war die Hecktür, die in die entgegengesetzte Richtung öffnete, d. h. an der C-Säule, im Volksmund auch Selbstmordtüren genannt, sind in Deutschland seit 1961 verboten, da sie beim versehentlichen Öffnen während der Fahrt nicht durch den Luftstrom aufgedrückt werden, sondern sich plötzlich lösen.
Daher waren die hinteren Türen des Ro 80 2 Porte +2 etwas von den vorderen Türen verdeckt, so dass sie nur bei geöffneten vorderen Türen geöffnet werden konnten. (Daher der Name „2 Türen +2“) Interessanterweise nutzte Wankels Auto mehr als 30 Jahre später diese Idee erneut in modifizierter Form: der Mazda RX-8. Eine Besonderheit war das Dach, dessen großer Teil nach hinten geklappt und auf dem Kofferraumdeckel platziert werden konnte. Diese Bauart war der Vorläufer der heutigen Faltdächer. Für einen besseren Seitenaufprallschutz wurden die Türen speziell verstärkt.
1971 gehörte NSU jedoch bereits zu Audi, wo man in dem unrentablen Modell Ro 80 keine große Zukunft mehr sah. Schon allein aus diesem Grund kam eine Neuentwicklung nicht in Frage. An Facelifts wurde ebenfalls nicht gedacht, mit Ausnahme größerer Rücklichter im Jahr 1975. Möchten Sie ein spezielles Ro 80-Modell? RM Sotheby's hat eine Schätzung von 60.000 bis 80.000 US-Dollar.