Vergessene Studien: Der Porsche C88 von 1994

Moment mal, wie soll das ein Porsche sein? Es ist nicht einmal ein Firmenlogo darauf. Das muss definitiv ein Fehler sein. Aber das ist nicht der Fall. Die Lösung des Rätsels heißt Porsche Engineering Services. Dieser damals sehr aktive Unternehmenszweig entwickelte diese schlichte Limousine speziell für den chinesischen Markt.

Fast jeder Autoliebhaber weiß, dass Porsche an der Entwicklung und Produktion des legendären Modells Mercedes 500 E (W124) beteiligt war. Doch als die Superlimousine mit den schön breiten Wangenknochen langsam ihr Ende fand, trat eine andere Limousine mit einem völlig anderen Charakter in den Vordergrund. Die Rede ist vom eher in Vergessenheit geratenen Modell C88. Das Auto entstand als Reaktion auf eine Einladung der chinesischen Regierung zur Entwicklung eines kostengünstigen Fahrzeugs, die an etwa 20 ausländische Autohersteller versandt wurde.

Diese Energiespardose war die Lösung von Porsche. Ursprünglich wurde ein kompakter dreitüriger Fließheckwagen entwickelt. Anschließend wurde ein zweites Fahrzeug produziert, bei dem verschiedene Karosserievarianten realisiert werden konnten: Limousine, Fließheck und sogar Pick-up. Das hier gezeigte Modell C88 war der dritte Vorschlag. Und schließlich das einzige, das tatsächlich als 1:1-Modell hergestellt wurde. Bisherige Vorschläge kamen allerdings nie über den Status einer Entwurfsskizze hinaus.

Von den drei Vorschlägen war C88 der größte. Es war 4,03 Meter lang, 1,62 Meter breit und 1,42 Meter hoch. Wie interpretieren Sie den Namen Porsche C88? Nun, der Buchstabe „C“ stand für China und der Buchstabe „88“ symbolisierte in der chinesischen Kultur Glück. Das in Weissach entwickelte Konzept wurde im November 1994 in Peking vorgestellt. Die wichtigsten technischen Daten: 1,1-Liter-Vierzylindermotor mit einer Leistung von 48 bis 68 PS, Frontantrieb, 15-Zoll-Stahlräder, 0 auf 100 km/h in 16 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit 160 km/h. Obwohl das Auto in erster Linie für die Volksrepublik entwickelt wurde, wollte man sich die Hintertür für einen möglichen Export nach Europa offen halten. Dabei würden sämtliche Emissions- und Sicherheitsvorschriften eingehalten, die in den XNUMXer Jahren auf dem alten Kontinent galten.

Porsche Engineering Services entwickelte die Limousine in nur vier Monaten. Zu einer Serienproduktion kam es nicht, da die chinesische Regierung das gesamte Projekt stoppte. Auch die Bemühungen anderer Autohersteller wie Mercedes, Ford und Chrysler blieben vergeblich. Sollte der C88 in Serie gehen, wäre er mit einem moderneren Viergang-Automatikgetriebe und einem stärkeren 1,6-Liter-Dieselmotor ausgestattet. Für die Sicherheit wären zwei Airbags und ABS-Bremsen vorgesehen, die sicherlich perfekt zu den berühmten 15-Zoll-Stahlrädern passen würden.

Wie das Äußere strotzte auch das Innere des C88 nicht vor Charme. Es war recht einfach und enthielt nur das Nötigste. Um der Kabine ein wenig Glanz zu verleihen (und im Budget zu bleiben), hat Porsche ein abgerundetes Armaturenbrett mit einer eher geschwungenen Optik der Mittelkonsole und des Tunnels entworfen. Die Digitalanzeige sah eher aus wie ein Aufkleber und auf der rechten Seite der Instrumentenanzeige befand sich eine analoge Uhr, die eine eher ungewöhnliche Form hatte.

Das Markenlogo hat sicherlich nichts mit Porsche zu tun. Dabei handelte es sich um ein speziell entwickeltes Schild, das eine Familie mit Kind darstellte. Während der kurzen Entwicklungsphase hatten die Ingenieure klar den Ur-VW-Käfer im Blick. Außerdem wollten sie ein einfaches, aber zuverlässiges Auto bauen, mit dem die Menschen von A nach B gelangen konnten. Zehn Jahre später verwirklichte Dacia dies in anderer Form mit dem ersten Logan.

Wie das Portal RanWhenParked erklärt, wurde Porsche bei der Entwicklung des C88 auch von einem Techniker und Ingenieur aus China unterstützt. Ziel war es, den chinesischen Markt besser zu verstehen und herauszufinden, worauf Käufer dort besonders achten. Wie einige andere eher ungewöhnliche Porsche-Studien, etwa der Panamericana oder das Cayenne Cabrio, ging der C88 als Unikat in die Geschichte ein. Heute ist der C88 im Besitz des Porsche-Museums.

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