Dass moderne Fahrzeuge mit recycelten Materialien befüllt werden, ist nichts Neues. Doch dass es die Idee eines Autos, das vollständig aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, bereits vor 84 Jahren gab, dürfte für viele überraschend sein. Und damit gehen wir zurück ins Jahr 1941. Das Jahr, in dem Henry Ford sein Hanfauto vorstellte.
Über den Namen des Fahrzeugs gibt es widersprüchliche Angaben; die Bezeichnung „Sojabohnenauto“ ist geläufiger. Woraus die Karosserie von Fords grünem Auto bestand, wird wohl ein Rätsel bleiben. Es gibt keine Dokumente über ihre genaue Zusammensetzung. Das Fahrzeug selbst ist nicht erhalten.

Klar ist, dass es sich um ein Stahlrohrchassis handelt, auf dem 14 sechs Millimeter dicke Platten aus (vermutlich) einer Mischung aus Naturfasern montiert sind. Eine Ausgabe des Magazins Popular Mechanics aus dem Jahr 1941 nennt eine Mischung aus Flachs, Weizen, Hanf und Holzzellstoff. Lowell E. Overly, der an der Konstruktion des Fahrzeugs beteiligt war, erklärte, dass zur Imprägnierung ausschließlich Sojafasern in einem Phenolharz mit Formaldehyd verwendet wurden.

Die Verwendung nachwachsender Rohstoffe war eine Reaktion auf die damalige Metallknappheit. Ein wesentlicher Nebeneffekt der Verwendung von Naturfasern war zudem eine deutliche Gewichtsersparnis. Das Auto sollte nur 860 Kilogramm wiegen, gut 300 Kilogramm weniger als ein damaliges Auto mit klassischer Karosserie. Henry Ford entwarf dieses Auto als Symbol der Nachhaltigkeit. Er war überzeugt, dass Hanf- und Sojakunststoff die Karosserie sicherer und elastischer machen würden als herkömmliches Metall. Darüber hinaus wollte er Landwirtschaft und Industrie verbinden.

Das Modell wurde 1941 auf dem Dearborn Days Festival (Michigan) und dem Michigan State Fair Grounds öffentlich ausgestellt. Aus diesem Jahr gibt es einen Film, der mit Bildern von Henry Ford endet, der mit einer Axt oder einem Hammer auf den Stamm schlägt, um die Stabilität des Materials zu demonstrieren. Allerdings traf er nicht das Sojabohnenauto, sondern sein eigenes Auto, das am Stamm eine Kunststoffplatte aus dem gleichen Material hatte. Zusätzlich wurde auf die Axt oder den Hammer eine Gummikappe gesetzt.

Der Zweite Weltkrieg führte zu einem drastischen Rückgang der zivilen Automobilproduktion, und Fords Experiment kam zum Stillstand. Nach dem Krieg geriet die Idee in Vergessenheit. Henry Ford starb 1947, und das Verbot des Hanfanbaus in den USA im Jahr 1955 hätte ernsthafte Bemühungen um eine Massenproduktion ohnehin im Keim erstickt.