Subaru XT Turbo (1985–1991): So keilförmig waren die 1980er

Als Subaru im September 1985 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt den XT Turbo 4WD vorstellte, galt das Modell als eine der auffälligsten Neuheiten der Messe. Das Sportcoupé wurde bewusst als Imagefahrzeug positioniert, um die technische Kompetenz des vergleichsweise kleinen japanischen Herstellers hervorzuheben, der sich bereits mit seinem Boxermotor und Allradantrieb von der Konkurrenz abhob.

Optisch war der 4,45 Meter lange XT ein Kind der 1980er-Jahre. Seine flache Keilform mit aerodynamisch optimierten Details wirkte so futuristisch, dass er sich deutlich von den etablierten Sportcoupés europäischer Hersteller abhob. Der cw-Wert von 0,29 war für die damalige Zeit außergewöhnlich niedrig. Zur Verbesserung der Aerodynamik verwendete Subaru versenkte Türgriffe, verkleidete Räder, steil geneigte Front- und Heckscheiben sowie in das Blech integrierbare Einarm-Wischer. Das Design erinnert an die Luftfahrt – nicht zuletzt, weil Subaru als Teil der Fuji Heavy Industries Group eng mit der Flugzeugtechnik verbunden war.

Auch das Cockpit wies Features auf, die bis heute ungewöhnlich erscheinen. Die Instrumententafel ließ sich in der Höhe verstellen und wurde zudem über sogenannte Satelliten am Lenkrad bedient, die sich für einen bequemeren Zugang nach oben verschieben ließen. Der Schalthebel hatte die Form eines Joysticks und erinnerte an ein Flugzeugcockpit. Die großflächige Panoramaverglasung und die tiefe Sitzposition unterstrichen den Eindruck einer technischen Fahrmaschine.

Unter der Karosserie bot der XT einige technische Highlights. Sein quer eingebauter 1,8-Liter-Vierzylinder-Boxermotor war mit einem Turbolader ausgestattet und leistete 100 kW (136 PS). Der für damalige Turbomotoren ungewöhnlich frühe Aufbau des vollen Ladedrucks bei etwa 2.800 U/min war außergewöhnlich und führte zu einem vergleichsweise flachen Drehmomentverlauf.

Das Modell war zunächst optional mit Allradantrieb erhältlich. Ab 1987 kombinierte Subaru den XT mit einem elektronisch gesteuerten Viergang-Automatikgetriebe (ACT4), das permanenten Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung ermöglichte. Der Antrieb der Vorderachse erfolgte mechanisch, der der Hinterachse hydraulisch über eine Lamellenkupplung, was für eine ausgewogenere Verteilung der Antriebskräfte sorgte. Diese Technologie war ihrer Zeit weit voraus und diente als Basis für spätere Allradsysteme der Marke.

Eine weitere Besonderheit war das in dieser Fahrzeugklasse einzigartige Fahrwerk mit elektropneumatischer Steuerung aller vier Räder. Die Räder hatten die Dimension 185/70 VR 13 und beschleunigten in 9,0 Sekunden auf 100 km/h. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 200 km/h.

In Deutschland startete der Subaru XT Turbo bei 35.600 DM. Damit war er zwar deutlich günstiger als europäische Sportcoupés ähnlicher Leistungsklasse, blieb aber dennoch ein Nischenmodell. Mitte der 1980er-Jahre war Subaru auf dem deutschen Markt vor allem für seine soliden Allradmodelle der Kompakt- und Mittelklasse bekannt, weniger für extravagante Coupés. Bis zum Produktionsende 1991 wurden weltweit knapp 100.000 Subaru XT produziert (in Japan wurde er unter dem Namen „Alcyone“ verkauft). In Deutschland wurden jedoch nur rund 1.000 Fahrzeuge verkauft. Im Vergleich zu den Massenmodellen blieb der XT somit ein Exot, der hierzulande vor allem Technikbegeisterte ansprach.

Laut Kraftfahrtbundesamt sind in Deutschland heute nur noch 16 Exemplare des Subaru XT zugelassen. Damit zählt das Modell zu den wenigen Oldtimern aus den 1980er-Jahren. Auf Oldtimer-Veranstaltungen fällt der XT durch seine markante Form sofort auf und genießt dank seiner außergewöhnlichen Technik und seines einzigartigen Designs Kultstatus. Der 1989 eingeführte Subaru Legacy lenkte die Marke zurück in eine konventionellere Richtung. Zwei Jahre später wurde der XT durch den Subaru SVX abgelöst, ein größeres und deutlich leistungsstärkeres Coupé, das erneut avantgardistisches Design mit technischen Besonderheiten verband.

Heute gilt der Subaru XT Turbo als Meilenstein der Marke: das erste Sportcoupé mit Turbo-Boxermotor und ein frühes Beispiel für Subarus Integration der Allradtechnik in verschiedene Fahrzeugklassen. Mit nur wenigen Exemplaren in Deutschland ist er zu einem seltenen Sammlerstück geworden und dokumentiert den Mut des Herstellers zum Experimentieren abseits des Mainstreams.

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