Warum dieser Titel, fragen Sie sich vielleicht? Der Grund liegt in der einfachen Tatsache, dass der Cooper mit seinem Verbrennungsmotor diese klassischen Automobilwerte in einem ansonsten eher generischen Segment moderner Kompaktfahrzeuge beibehält, in dem es manchmal so scheint, als würden die Hersteller in Millimetern Bildschirmdurchmesser statt in Kilowatt konkurrieren.
Grundpreis: 30.100 €
Preis des Testfahrzeugs: 40.711 €
+ikonische Form,
+Motor,
+Fahreigenschaften,
+Personalisierungsoptionen,
+Vordersitze
-keine am Lenkrad montierten Schaltwippen zum manuellen Schalten,
-ein ziemlich beengter Rücksitz und bescheidener Gepäckraum,
-Preis
Vielleicht ist es besser, die verschiedenen musikalischen Metaphern für den Moment beiseite zu lassen und sich auf diesen Test zu konzentrieren – den Mini Cooper S. In der Automobilwelt ist die Form des Mini Cooper für Pariser Touristen ungefähr so erkennbar wie der Eiffelturm – man kann ihn kaum mit etwas anderem verwechseln. Die Hauptkomponenten des ikonischen Cooper sind daher eine eher kastenförmige Form mit stark abgerundeten Kanten und einer gewölbten Windschutzscheibe sowie kurzen Überhängen vorne und hinten. Die runden Scheinwerfer, die in Kombination mit der ozeanwellengrünen Farbe unseres Testmodells vor allem die Herzen der weiblichen Geschlechts erobern. Der Cooper ist in mehreren Versionen erhältlich, sodass bei Mini jeder eine Kombination nach seinem Geschmack finden kann. Dieses Mal fuhren wir die Favoured Trim-Version, die mit ihrer zweifarbigen Karosserie und der goldbronzenen Zierleiste am Kühlergrill für einen eleganten und selbstbewussten Auftritt sorgt. Modellversionen bei Mini bedeuten mehr als nur stilistische Anpassungen, da sich die Unterschiede auch in den Fahreigenschaften widerspiegeln – aber dazu später mehr.
Mini hat große Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass der Innenraum seiner Autos nicht mit dem anderer Marken verwechselt werden kann – dies ist vor allem dem großen, runden zentralen Bildschirm mit einer Diagonalen von 9,4 Zoll zu verdanken. Der Bildschirm selbst ist äußerst reaktionsschnell und hochwertig (OLED-Bildschirmtechnologie), scheint jedoch etwas zu informationsüberladen. Ansonsten beeindruckte der Mini im Innenraum mit vielen raffinierten Details, wie dem Motorstartschalter, dem Fahrtrichtungswahlschalter, dem praktischen Fach auf der Mittelkonsole und wir könnten noch mehr aufzählen. Die größte Überraschung waren jedoch die Vordersitze, die uns mit ausgezeichnetem Seitenhalt beeindruckten und gleichzeitig ein beneidenswertes Maß an Komfort boten – tatsächlich scheinen sie in jeder Hinsicht besser zu sein als die der Modellversion JCW Trim. Darüber hinaus sind sie auch optisch ansprechend und mit angenehmem Leder bezogen, das sich hochwertig und weich anfühlt. Weiche und hochwertige Materialien sind im Innenraum des Cooper (leider) eher die Ausnahme als die Regel, obwohl das Armaturenbrett und die Türverkleidungen größtenteils mit Stoff bezogen sind. Hartplastik ist noch immer an (zu) vielen Stellen vorhanden. Trotz der etwas unterdurchschnittlichen Materialauswahl ist der Innenraum dennoch ein angenehmer und vor allem interessanter Aufenthaltsort.














Unter der Haube arbeitet ein bekannter Zweiliter-Motor bayerischer Herkunft, der 204 PS und 300 Nm Drehmoment liefert – im Zeitalter der Elektrifizierung werden diese Zahlen die Erdrotation nicht mehr in die andere Richtung drehen, aber Tatsache ist, dass sich das Ding sehr gut bewegt. Gut genug, um in 6,6 Sekunden auf Hundert zu beschleunigen, was alles andere als brutal ist, aber mehr als genug für das Fahren im Alltag und auch für diversen Unfug auf Nebenstraßen. Erwähnenswert ist auch, dass der Klang des Vierzylinders sehr angenehm und scharf ist, obwohl er im Go-Kart-Modus durch eine gewisse synthetische Verstärkung über das Soundsystem begleitet wird. Auch der Verbrauch ist recht moderat und beträgt 7,5 l/100 km, die wir in unserem Test erreicht haben. Die Kraftübertragung auf die Vorderräder erfolgt über ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, das etwas mehr Ansprechverhalten vertragen könnte. Was uns jedoch am meisten störte, war die Tatsache, dass die Favoured Trim-Modellversion unseres Testwagens weder über Lenkrad-Schaltwippen noch über einen Sportmodus (S) verfügte. Mini versuchte, Letzteres mit einem L(ow)-Modus zu kaschieren, der die Gänge länger hält und so die Motordrehzahl höher hält. Diese Funktion erwies sich im Test jedoch als völlig nutzlos – selbst für dynamisches Fahren, wofür sie eigentlich gedacht ist.
Da wir den Cooper S bereits im Mai dieses Jahres getestet haben, erwarteten wir trotz eines Türpaars weniger und einer anderen Modellversion ein identisches Fahrerlebnis. Doch wir lagen falsch – zwischen der Favoured-Ausstattung und der JCW-Ausstattung, mit der der fünftürige Vorgänger Cooper S ausgestattet war, gibt es auch beim Fahrwerk einen deutlichen Unterschied. Obwohl sich das Fahrwerk auch in diesem Test als extrem straff erwies, werden Stöße weniger direkt in den Fahrgastraum übertragen als in der JCW-Ausstattung. Dies sorgt für ein komfortableres Fahrerlebnis in der Stadt und auch auf der Autobahn, wo das Schwingen der Hinterachse deutlich weniger ruckartig erfolgt. Dennoch ist zu betonen, dass der Cooper S trotz der etwas sanfteren Federung nicht zu den komfortabelsten Modellen gehört – vielen wird er sogar zu straff sein. Die Straffheit hat jedoch ihren Grund: In Kurven gehört der Cooper S zu den wendigsten Fahrzeugen seines Segments. Dazu trägt auch die direkte Lenkung bei, die dem Fahrer genügend Feedback für rechtzeitige Korrekturen gibt. Auch die Hinterachse, die im vorherigen Cooper-Test wegen ihrer (Un-)Stabilität bei höheren Geschwindigkeiten kritisiert wurde, zeigt sich diesmal stabiler. Unser größter Kritikpunkt ist das Lenkrad, das uns beim starken Beschleunigen aus Kurven aus den Händen gerissen wird, was auf kurvigen Bergstraßen für ein ordentliches Handtraining sorgt. Unterm Strich stellt das Fahrwerk der Favoured Trim-Modellversion einen besseren Kompromiss dar als das, was wir in der JCW Trim-Version erlebt haben.












Der Cooper war in seiner 66-jährigen Geschichte nie ein Synonym für Funktionalität und Geräumigkeit – und das ist auch heute nicht der Fall. Dennoch ist der Cooper heute vor allem für zwei Personen geeignet, obwohl laut Zulassungsbescheinigung vier Personen Platz finden. Nur Kinder finden bequem auf der Rückbank Platz, und Erwachsene auf den Vordersitzen müssen ständig höflich darum bitten, ihren Sitz etwas nach vorne zu schieben. Auch der Kofferraum ist mit 210 Litern recht klein. Glücklicherweise lässt sich die zweite Sitzreihe umklappen, und dann hat man (fast) die Größe eines Kombis. Ein weiterer Grund, warum Mama und Papa den Muli zu Hause lassen, wenn sie ans Meer fahren. Spaß beiseite – wer regelmäßig die Rückbank nutzt, greift zum Fünftürer des Cooper.
Wer mit unzähligen Chips unter der Haube und einem Auspuff, der so laut ist, dass man ihn selbst in Neuseeland mit brutaler Beschleunigung an der Ampel hören kann, jeden Golf GTI schlagen will, sollte sich vom Cooper abwenden. Wer sich an jeder Ecke die Ohren auslachen, bei brutaler Beschleunigung pfeifen und sich nicht darum scheren will, wer mehr Kavallerie unter der Haube hat, für den ist der Cooper S die ideale Wahl. In einer Zeit, in der Autos ihre Seele völlig verloren haben, ist der Cooper einer der letzten alten Hufe, der sie noch hat. Zwar erfordert das Testmodell mit einem Preis von 40.711 Euro ein ziemlich tiefes Budget, bietet aber gleichzeitig alles, was die Großen zu bieten haben, auf relativ kleinem Raum – und in mancher Hinsicht vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.














TECHNISCHE DATEN
| MOTOR | 4, Ordnungszahl; Volumen – 1.998 cm3; Leistung – 150 kW (204 PS) bei 5000 U/min; Drehmoment – 300 Nm bei 1450 U/min |
| PRENOS | Antrieb – vorne; Getriebe – Siebengang, Automatik; Bremsen – belüftete Scheiben vorn, belüftete Scheiben hinten; Vorderreifen - 215/40R18; Hinterreifen – 215/40R18 |
| KAROSSERIE | 3-türig, Fließheck; Anzahl der Sitzplätze – 4; Abmessungen (L/B/H) – 4.036 mm x 1.970 mm x 1.432 mm |
| INNERE ABMESSUNGEN | Kofferraum – 210 l |
| MASSE | Gewicht – 1.360 kg; Tragfähigkeit – 375 kg; Gesamtgewicht – 1.735 kg |
| KAPAZITÄT | Beschleunigung – 6,6 s auf 100 km/h; Höchstgeschwindigkeit – 242 km/h; Tank – 44 l; WLTP-Verbrauch – 6,3 l/100 km; CO2-Emissionen: 141 g/km |


