TEST: MINI Aceman JCW E: Sein verstecktes Ass im Ärmel

Der Aceman schließt die Lücke zwischen dem kleineren Cooper und dem größeren Countryman im Mini-Sortiment, sowohl preislich als auch größenmäßig, und dieses Mal haben wir ihn in der leistungsstärksten Version getestet, die stolz das Emblem von John Coopers ehemaliger Werkstatt - JCW - trägt.

Grundpreis: 46.250 €
Preis des Testfahrzeugs: 50.701 €

+an der Straße gelegen,

+Möglichkeit des Fahrens mit nur einem Pedal,

+Boost-Taste

-Komfort auf schlechten Straßenoberflächen,

-erreichen,

-gesalzener Preis

In seiner noch recht jungen Geschichte versuchte Mini bereits mit den Modellen Clubman und Paceman Lücken im Angebot zu schließen. Letzterer dürfte aufgrund enttäuschender Verkaufszahlen kaum bekannt sein, während der Clubman bei den Fans deutlich beliebter war und es sogar bis zur zweiten Generation schaffte. Die Produktion des Aceman wurde erst letztes Jahr eingestellt. Dadurch entstand eine Marktlücke für einen Mini, der gar nicht mehr so ​​mini ist – und so wurde der Aceman geboren, den wir dieses Mal genauer unter die Lupe nehmen durften.

Anders als frühere Mini-Versuche in diesem Segment haben die Aceman-Ingenieure einen deutlich weniger radikalen Ansatz gewählt, ohne das Rad in puncto Türen neu zu erfinden – gemeint sind damit die Flügeltür des Clubman und das SUV/Coupé-Design des Paceman. Der Aceman verfügt über keines der genannten Merkmale, sticht aber dennoch sowohl innerhalb der Mini-Modellpalette als auch unter nahezu allen anderen Fahrzeugen auf unseren Straßen hervor – insbesondere in der schwarz-roten Farbkombination unseres Testwagens. Obwohl der Aceman im Grunde ein eher kantiges Auto ist, vermittelt er optisch dennoch einen dynamischen Eindruck – und der Schein trügt nicht, aber dazu später mehr. Die kastenförmige Basis wird zudem durch 19-Zoll-Räder ergänzt, die exklusiv der JCW-Version des Aceman vorbehalten sind und dem Gesamtbild einen zusätzlichen sportlichen Touch verleihen.

Im Innenraum ähnelt das Angebot anderen Mini-Modellen, doch die deutsch-chinesisch-englischen Ingenieure haben hier einige Änderungen vorgenommen, insbesondere im Bereich der Ergonomie. Die auffälligste Änderung wird beim ersten Öffnen oder Schließen der Türen deutlich: Der Aceman verfügt über große, vertikale Erhebungen an den Türverkleidungen, die als Griffe für ein leichteres Öffnen und Schließen dienen. Eine durchaus gelungene Lösung, die den Innenraum angenehm aufwertet. Weniger gelungen ist hingegen die Position der Türgriffe selbst, die etwas zu tief (unterhalb des Knies) angebracht sind. Auch die Position des Bildschirms, der Informationen nicht in das Sichtfeld des Fahrers projiziert, sondern sie oben auf dem Armaturenbrett anzeigt, hat uns zunächst irritiert. Daran gewöhnt man sich jedoch nach ein paar Tagen Fahrt. Wie von Mini gewohnt, steckt der Innenraum voller interessanter Details – von der Stoffleiste am Lenkrad bis zum Retro-Startschalter.

Eines der wichtigsten Elemente des Innenraums ist natürlich der runde 8,4-Zoll-Bildschirm, über den der Fahrer nahezu das gesamte Fahrzeug steuert. Die Benutzeroberfläche selbst erfordert aufgrund der Fülle an Informationen etwas Eingewöhnung, doch während unseres Tests traten Reaktionsprobleme auf. Dies überraschte uns, da wir aus Erfahrung wissen, dass die Prozessoreinheit in anderen Mini-Modellen schnell genug ist, sodass solche Probleme normalerweise nicht auftreten. Wir können hier jedoch davon ausgehen, dass es sich um ein Softwareproblem handelt, das sich mit einem Update beheben lässt.

Der Aceman ist das erste Mini-Modell, das auf einer vollelektrischen Plattform basiert und damit eine Sonderstellung innerhalb der Modellreihe einnimmt. Um dieses Ziel zu erreichen, taten sich die bayerisch-englischen Ingenieure mit dem größten Akteur im Bereich der Elektromobilität zusammen – China. Obwohl beide Nationen für ihre technologischen Errungenschaften bekannt sind, ist der Aceman, zumindest was den Antriebsstrang angeht, nicht ganz so beeindruckend, wie man es von den beteiligten Giganten erwarten würde. 250 PS und 330 Nm Drehmoment klingen zwar nach beeindruckenden Werten für ein Auto mit einer Länge von knapp vier Metern, doch angesichts des Gewichts von 1.725 Kilogramm wird schnell klar, dass der Aceman JCW E zwar schnell, aber keineswegs brutal ist. Um die volle Leistung abzurufen, muss man das Boost-Pedal am Lenkrad betätigen. Dadurch wird der Elektro-Hirte für 10 Sekunden aktiviert, woraufhin der Aceman in 6,4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Die "Boost"-Funktion ist immer einfach und macht Spaß, was die Hauptgründe dafür sind, dass ich sie während des Treffens öfter benutzt habe, als ich zugeben möchte.

Der Akku mit einer Nettokapazität von 49,2 kWh sorgt für ausreichend Leistung, was für den heutigen Markt der Elektroautos eher bescheiden ist. Optimisten werden sagen, dass Mini es geschafft hat, trotz des kleinen Akkus ein relativ geringes Gesamtgewicht zu erreichen, was grundsätzlich stimmt. Pessimisten hingegen werden einwenden, dass dies zu einem (zu) großen Kompromiss bei der Reichweite führt, was leider auch zutrifft. Im Test erreichten wir einen Verbrauch von rund 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, was für eine Reichweite von knapp 250 km ausreicht. Wer regelmäßig auf der Autobahn unterwegs ist oder nach einem anstrengenden Arbeitstag etwas müde ist, kann mit gut 200 Kilometern rechnen. Der relativ kleine Akku hat trotz der vergleichsweise geringen Ladeleistung nur geringe Auswirkungen auf die Ladegeschwindigkeit. Der Aceman lädt mit Gleichstrom mit einer maximalen Leistung von 95 kW, was für ein Auto dieser Preisklasse recht niedrig ist, aber dennoch ausreicht, um den Akku in knapp einer halben Stunde von 20 auf 80 Prozent zu laden. Dies wird unter anderem durch die überraschend günstige Ladekurve erreicht, da der Aceman selbst bei einem Ladezustand von 70 Prozent noch mit 70 kW Leistung lädt. Das Laden mit Wechselstrom erfolgt mit 11 kW Leistung völlig standardmäßig.

Da wir die stärkste Version des Aceman testen, die außen an mehreren Stellen die Zielflagge und den Schriftzug „John Cooper Works“ trägt, möchten wir auch kurz auf sein Fahrverhalten in seinem eigentlichen Einsatzgebiet eingehen – in Kurven. Hier können wir die Straßenlage nur loben: Das straffe, sportliche Fahrwerk in Kombination mit dem niedrigen Schwerpunkt sorgt dafür, dass der Aceman Kurven äußerst souverän und mühelos durchfährt, ohne sich zu neigen. Wir müssen zugeben, dass uns die Kurvenfahrten mit ihm mehr Spaß gemacht haben als mit dem Cooper, auch wenn konservative Autofahrer uns da widersprechen werden. Dennoch zeigt sich, dass die geballte Kraft des Aceman eine ziemliche Belastung für die Vorderachse darstellt. In der Praxis kommt es häufig vor, dass 330 Nm Drehmoment einfach zu viel für die Vorderachse sind. Die Folge: Die Fahrzeugfront tanzt stark, wenn man beherzt Gas gibt, und das Lenkrad wird dem Fahrer aus den Händen gerissen. Glücklicherweise ermöglicht der Antriebsstrang eine sehr gleichmäßige Kraftentfaltung, was das zuvor erwähnte Schwanken deutlich reduziert. Dies erfordert jedoch einiges an Fahrpraxis. Die Lenkung selbst ist präzise, ​​aber dennoch indirekter als die des kleineren (und günstigeren) Cooper und bietet zudem weniger Rückmeldung. Sportlichkeit geht oft auf Kosten des Komforts, und auch beim Aceman JCW E musste man tief in die Tasche greifen. Schnell wird deutlich, dass sich das Fahrwerk in der Stadt oder selbst auf schlechten Nebenstraßen viel zu straff anfühlt und Unebenheiten – insbesondere kurz aufeinanderfolgende – etwas zu direkt in den Innenraum übertragen werden.

Der Aceman ist eine Weiterentwicklung des Cooper und sollte daher praktischer sein – und das ist er auch, auch wenn man nicht vergessen darf, dass es sich immer noch um einen Mini handelt. Der Kofferraum fasst 300 Liter und ist damit 90 Liter größer als beim Dreitürer und 25 Liter größer als beim Fünftürer. Die relativ große und formschöne Öffnung trägt ebenfalls dazu bei, allerdings ist die Ladekante (zu) hoch. Im Fond ist die Kopf- und Beinfreiheit nicht üppig, aber immer noch besser als im Fünftürer. Ich selbst hatte mit meinen recht großen Füßen Probleme beim Ein- und Aussteigen, da die kurzen hinteren Türen das Ganze schnell zu einer wenig ansehnlichen Akrobatikübung machen.

Es ist offensichtlich, dass der Aceman nicht für jedermann geeignet ist. Mit seinem kantigen, aber dennoch charmanten Design und dem typisch verspielten Mini-Interieur, kombiniert mit agilen Fahreigenschaften, scheint er perfekt für extrovertierte Menschen, die ein Auto suchen, das ihre Persönlichkeit unterstreicht. Ob er in die Fußstapfen seiner Vorgänger, des Paceman und Clubman, treten wird, bleibt abzuwarten. Fest steht jedoch, dass der Aceman in der JCW E-Version ein verdammt leistungsstarkes Fahrzeug ist, das aber auch seine Eigenheiten hat. Eine davon ist der Preis: Unser Testwagen mit Vollausstattung kostet 50.701 €, doch wer auf einige Extras verzichten kann, bekommt den Aceman JCW E schon ab 46.250 €.

TECHNISCHE DATEN

MOTORAnzahl der Motoren – 1; Leistung – 190 kW; Drehmoment 330 Nm;
BATERIJALi-Ionen; Kapazität (brutto) – 54,2 kWh; Kapazität (netto) – 49,2 kWh; Spannung – 350 V; Ladeleistung (AC) – 11 kW; Ladezeit (20%-80%, AC) – 03:15; Ladeleistung (DC) – 95 kW; Ladezeit (20%-80%, DC) – 00:33;
KAROSSERIEAnzahl der Sitze – 5-türig, SUV; Abmessungen (L/B/H) – 4.079 mm x 1.754 mm x 1.514 mm; Radstand – 2.606 mm;
INNERE ABMESSUNGENKofferraum – 300 l;
CHASSIS Bremsen – belüftete Scheibenbremsen vorne, Scheibenbremsen hinten; Vorderreifen – 225/40R19; Hinterreifen – 225/40R19; Wendekreis – 11,1 m;
MASSEGewicht – 1.725 kg; Zuladung – 555 kg; zulässiges Gesamtgewicht – 2.280 kg;
KAPAZITÄTBeschleunigung – 6,4 s auf 100 km/h; Höchstgeschwindigkeit – 200 km/h; WLTP-Verbrauch – 16,0 kWh/100 km; Reichweite – 355 km;
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